16.11.2009

Ringvorlesung: "Juden in Südkaukasien: eine vergessene ‚Randgruppe‘"

Im Rahmen der Ringvorlesung des Abteilung für religionswissenschaften des Instituts für Orient- und Asienwissenschaften (IOA) für das Wintersemester 2009/2010 trägt am kommenden Mittwoch Prof. Dr. Eva-Maria Auch vor.

Titel der Vorlesung ist "Juden in Südkaukasien: eine vergessene ‚Randgruppe‘".

Die sogenannten „Bergjuden“ oder „gorckie evrei“ (Selbstbezeichnung „džuchur“) des Kaukasus leb(t)en seit Jahrhunderten überwiegend in Dagestan, Kabardino-Balkarien, Tschetschenien (Russländische Föderation) und in Georgien und Aserbaidschan. Mit der massenhaften jüdischen Auswanderung bildeten sich größere Gemeinden vor allem in Israel und in den USA. Ihre Zahl wird weltweit auf 90.000–100.000 geschätzt, davon leben allein in Aserbaidschan heute noch ca. 22.000–25.000. Die wahrscheinlich älteste kompakte bergjüdische Siedlung auf dem gesamten Gebiet der früheren Sowjetunion befindet sich im früheren Zentrum der Teppichkunst, des Obstbaus und des überregionalen Handels, in Kuba. Trotz starker Abwanderungsbewegungen leben heute noch ca. 3.500 Juden in „Krasnaja sloboda“, dem jüdischen Stadtteil. In den letzten Jahren wurden – trotz starker Abwanderungsbewegungen – zahlreiche Anstrengungen zur Erforschung der bergjüdischen Traditionen, ihrer religiösen Rituale und Kultur sowie zur Pflege der tatischen Sprache (die zur südwestlichen Gruppe der iranischen Sprachen gehört), unternommen, aber viele Fragen zur Geschichte und Gegenwart der von der russischen Ethnologie und Philologie als „Bergjuden“ bezeichneten jüdischen Minderheit im Ostkaukasus sind noch ungeklärt. Die Vorlesung kann diese Lücken nicht füllen. Sie wird sich auf zwei Fragenkomplexe konzentrieren: Erstens, welche Auswirkungen hatte die zarische und sowjetische Nationalitätenpolitik auf diese jüdische Volksgruppe. Zweitens, welche Rolle spielt die bergjüdische Minderheit in einem prosperierenden Erdölstaat wie Aserbaidschan, in dem nationales und religiöses Bewusstsein der muslimischen Bevölkerungsmehrheit wachsen.

Die Ringvorlesung findet an jedem Mittwoch unter dem Haupttitel "Die Vielfalt des Judentums in Asien. Eine „unbekannte“ Religion" statt.

Wann?
Mittwoch, 18. November 2009
14:00 Uhr
Wo?
Hörsaal II
Hauptgebäude Uni-Bonn

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